Stell dir vor, dein Jakobsweg verwandelt sich bei jedem Schritt in ein kleines Abenteuer: Varianten, die dich zu legendären Gipfeln oder Flussüberquerungen führen, und ergänzende Wege, die dir im Handumdrehen versteckte Wasserfälle, verborgene archäologische Stätten, historische Pfade, Flüsse mit einzigartigen Brücken und viele weitere Überraschungen offenbaren. Diese Routen oder alternativen Abschnitte bringen Würze, Landschaft und Emotionen in deinen Weg, ohne dabei den ursprünglichen Geist der Pilgerreise zu verlieren.
Hast du Lust, deinem Camino eine besondere Note zu verleihen, ohne seine Essenz zu verlieren? Die Varianten und ergänzenden Wege der Jakobswege sind Alternativen zu einer bestimmten Richtung (nicht immer Abkürzungen, aber manchmal mit einem kleinen Extra!): Schauen wir uns an, wie wir sie unterscheiden und wie du sie nutzen kannst.

Ganz gleich, welchen Weg du wählst – du wirst ihn genießen
Was ist eine Variante des Jakobswegs?
Eine Variante ist eine längere Abzweigung, die eine bekannte Etappe oder einen Abschnitt ganz oder teilweise ersetzt. Eine Variante entsteht entweder aus einer historischen Tradition oder wird wegen ihres kulturellen oder natürlichen Wertes als Alternativroute betrachtet – oft wird sie sogar als eigener Weg angesehen. Wie bereits erwähnt, ist sie meist länger als der “ursprüngliche” Weg und fügt zusätzliche Kilometer, Etappen und damit Reisetage hinzu. In der Regel trifft sie irgendwann wieder auf den Hauptweg – entweder unterwegs oder am Ende.
Eine Variante zu gehen, ist nichts, was man spontan entscheidet, denn sie erfordert Planung in Bezug auf Zeiten, Höhenmeter, Unterkünfte und manchmal sogar Fährtickets. Einige der bekanntesten Varianten des Jakobswegs sind:
- Geistliche Variante (Camino Portugués): Etwa 73 km und 3 Tage zwischen Pontevedra und Padrón, mit Stationen wie dem Kloster Armenteira, dem Salnés-Tal und einer Bootsfahrt durch die Ría de Arousa – eine Nachstellung der “Traslatio“.
- Ruta de los Hospitales (Camino Primitivo): Hochgebirgsetappe (24 km) zwischen Borres und Puerto del Palo, mit 1.200 m Höhe und Ruinen alter Pilgerhospitäler. Diese Route wird von uns in der Regel nicht organisiert – wir nutzen stattdessen die Strecke über Pola de Allande.
- Valcarlos (Camino Francés): Winteralternative zur Route Napoleón, die zwischen November und März meist gesperrt ist. 25 km durchs Tal, 300 Höhenmeter weniger und auf Nebenstraßen.
- Umweg über Samos (Camino Francés): 7 km Umweg ab Triacastela zum Übernachten im Benediktinerkloster – samt gregorianischem Gesang und idyllischer Umgebung.
- Vía Künig (Französischer + Primitiver Weg): Beschrieben 1495 vom deutschen Mönch Hermann Künig – umgeht die Montes de León und die Steigung nach O Cebreiro. Sie führt von León nach Lugo und trifft dort auf den Primitiven Weg.
Das sind nur einige der zahlreichen Varianten, die es auf den verschiedenen Jakobswegen nach Santiago gibt.

Auf dem Camino Primitivo müssen Pilger entscheiden… La Pola oder Hospitales?
Und was ist ein ergänzender Weg des Jakobswegs?
Ein ergänzender Weg ist eine sehr kurze Abzweigung innerhalb derselben Etappe, die sich schnell wieder mit der Hauptroute vereint. Man nennt sie auch „alternativer Weg“, „Nebenweg“ oder „historischer Weg“ (die Begriffe sind etwas verwirrend). Meist handelt es sich einfach nur um kleine Umwege – manchmal mit Highlights oder zur Vermeidung von Straßenpassagen. In einer Etappe kann es mehrere davon geben. Sie dauern meist nicht lange und verlängern den Weg kaum – nach wenigen Minuten ist man wieder auf der Hauptstrecke.
Es gibt auch Alternativen für Radfahrer, denn manche Abschnitte sind technisch anspruchsvoll, steil oder steinig – für Fahrräder ungeeignet (und manchmal gefährlich, besonders bei gemischtem Fußgänger-/Radverkehr). In solchen Fällen – wie beim Anstieg nach O Cebreiro oder der Abfahrt von der Cruz de Ferro nach Molinaseca – werden „Bicigrinos“ über die Straße geleitet (Anstiege, Abfahrten).

Wegweiser und Infotafel an einer Gabelung des Französischen Wegs bei Sarria: Rechts gelangt man zum Fluss Catasol bei Melide
Aktuelle Entwicklungen: neue ergänzende Wege?
Die zuständigen Behörden für die Wegweisung haben zwischen 2011 und 2016 die Routen neu definiert. Laut technischen Berichten „verläuft der neue Routenplan fast vollständig auf dem traditionellen Weg“, und wo dieser verloren ging, „wurde eine alternative Strecke festgelegt“, die seine Essenz und Umweltqualität bewahrt. Ergänzende Wege wurden offiziell anerkannt – sie „ermöglichen Pilgern Zugang zu bedeutenden Orten oder verlorenen Abschnitten“ und sorgen für ein einheitliches Leitsystem und den Schutz des kulturellen Erbes.
Die beliebtesten ergänzenden Wege
Entlang der galicischen Jakobswege finden sich mehrere Abzweigungen mit Haupt- und Nebenweg. In der Regel zeigt der Hauptweg die Entfernung bis Santiago in Kilometern an, während der ergänzende Weg einfach mit „complementario“ gekennzeichnet ist. Häufig steht man als Pilger vor der Entscheidung: links oder rechts?
Hier zeigen wir dir die bekanntesten Gabelungen laut offizieller Wegweisung, ohne zu werten, welcher Weg traditionell, historisch oder ursprünglich ist.

Infotafel zur Ankunft in Portomarín über drei Wege
Ergänzende Wege auf dem Französischen Weg
Von O Cebreiro bis Santiago finden wir mehrere Gabelungen, besonders im Abschnitt des Französischen Wegs ab Sarria:
- Km 113,074: Am Ortsausgang von Sarria gehen die meisten links (Hauptweg), der empfehlenswerter ist als der rechte, der länger und stärker asphaltiert ist.
- Km 93,745: Vor Portomarín – klassische Gabelung (siehe Bild oben). Rechts ist kürzer, mit viel Asphalt und Gefälle. Links folgt man ebenfalls Asphalt, und ca. 400 Meter später kommt eine zweite Gabelung: links geht es weiter auf Asphalt und Schotter, rechts eine aufregende Steintreppenpassage (für Abenteuerlustige – bei Regen, Fahrrad, Pferd etc. nicht empfohlen). Mit Hund kein Problem, wenn du den Camino mit deinem Hund machst.
- Km 91,953: Nach Portomarín – links länger. Die meisten nehmen rechts: ein schöner Eichenanstieg, oft mit magischem Morgennebel.
- Km 84,672: 8 km hinter Portomarín – links durch die Felder, rechts entlang der Straße, kaum Entfernungsunterschied. Beide führen zu einer Bar.
- Km 82,069: Keine offizielle Abzweigung, aber lohnenswert: zum Castro de Castromaior, nur wenige Meter entfernt und ohne Umkehren wieder zurück auf dem Weg.

Skizze der Karte des Jakobswegs zum Castro de Castromaior
- Km 52,501: Im Zentrum von Melide – ergänzender Weg zur Pfarrkirche San Pedro de Melide, dann zurück durch das historische Zentrum (öffentliches Pilgerhostel).
- Km 50,521: Nach Melide – rechts über den schönen Fluss Catasol mit kleinem Natursteinbrückchen.
- Km 45,252: Nach einem Anstieg – links schönerer Pfad, kaum Entfernungsunterschied.
- Km 22,745: Links durch einen Tunnel unter der Straße N-547 zur Kapelle Santa Irene.
- Km 20,145: Keine offizielle Abzweigung – um ins Zentrum von O Pedrouzo zu gelangen und dort zu übernachten, muss man den Camino nach rechts verlassen und links die Straße mit Seitenstreifen nehmen. Wenn du geradeaus gehst, landest du bei der Schule und musst zurücklaufen.
Ergänzende Wege auf dem Portugiesischen Weg
Auf dem Portugiesischen Weg ab Tui gibt es weniger Gabelungen, aber einige sehr interessante:
- Km 110,040: Nach O Porriño – rechts durch ein Industriegebiet, links länger, aber schöner, schattiger Weg mit Serviceangeboten.
- Km 71,465: Nach der Kapelle Santa Marta vor Pontevedra – rechts auf der Straße EP-0002, links ein wunderschöner, leicht längerer Abschnitt entlang der Flussschleifen des Tomeza-Gafos.
- Km 63,280: Kein ergänzender Weg, sondern der Start der Geistlichen Variante hinter Pontevedra (siehe oben).
- Km 51,070: Kein offizieller Abzweig – vor Caldas de Reis kannst du zum Wasserfall des Flusses Barosa links abzweigen, über die N-550. Es gibt dort ein Restaurant, alte Mühlen – ideal für eine Pause.
- Nach Km 3,478: Vor Santiago – links über Santa Marta (kürzer), rechts über Conxo (länger).

Wegweiser zur Geistlichen Variante
Ergänzende Wege auf dem Englischen Weg
Der Englische Weg ab Ferrol bietet in den ersten Etappen einige neue Abzweigungen. Zwischen 2014 und 2016 wurde der Wegverlauf überarbeitet. Der „alte Weg“ – oft landschaftlich schöner – ist heute nicht mehr offiziell markiert, nur durch gelbe Pfeile:
- Um Km 101,140: Erste Gabelung – rechts längere Strecke zum Mühlrad „Aceñas“, links kürzer über eine moderne Brücke zur Uferpromenade von Xuvia und weiter nach Neda.
- Km 88,054: Vor Cabanas und Pontedeume – rechte Option etwa 4 km kürzer und weniger Höhenmeter als links.
Der Sonderfall Finisterre und Muxía
Kurz nach dem Kilometerstein Km 29,837 ab Santiago, im Dorf Hospital, teilt sich der Weg nach Finisterre und Muxía in zwei legendäre Ziele: Abzweig nach Fisterra (Km 29,693) und nach Muxía (Km 26,589). Hier musst du dich entscheiden: Willst du dein Abenteuer am Leuchtturm am „Ende der Welt“ krönen – oder am Wallfahrtsort Virxe da Barca ankommen, wo maritimes Brauchtum auf spirituelle Tiefe trifft? Ganz gleich, wie du dich entscheidest – die Magie der Costa da Morte ist garantiert!

Die zwei Wegweiser in Hospital, am Weg nach Finisterre und Muxía
Plane deinen Jakobsweg gut
Wenn du davon träumst, deinem Jakobsweg etwas Abenteuer zu verleihen, sind Varianten und ergänzende Wege deine besten Freunde: Erstere sind längere Umwege voller Geschichte und einzigartiger Natur – wie die Geistliche Variante mit Bootsfahrt oder die epische Hochgebirgsroute Ruta de los Hospitales. Zweitere sind kurze Abzweigungen innerhalb der Etappe – ideal, um Asphalt zu meiden oder versteckte Highlights wie den Fluss Catasol oder die Barosa-Wasserfälle zu entdecken. Natürlich gibt es auch Varianten, die wir unterwegs manchmal einfach gehen müssen – je nach Unterkunft oder Umständen, aber das ist eine andere Geschichte…
Möchtest du, dass dein Jakobsweg mehr ist als nur das Folgen der gelben Pfeile? Wage es, die Varianten und ergänzenden Wege zu erkunden – Alternativen zur üblichen Route, wir begleiten dich gern und machen deinen Camino zu einem unvergesslichen Abenteuer!
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