- Was ist die Vicentina-Route und warum lohnt sie sich?
- Historischer Weg: das ländliche Hinterland des Alentejo
- Fischerpfad: Wandern entlang des Atlantiks
- Rundwege: Halbtages- und Tageswanderungen
- Kann man die Vicentina-Route mit dem Fahrrad machen?
- Unterkunft, Transport und Service für Wanderer
- Gastronomie und lokale Kultur unterwegs
- Praktische Tipps zu Sicherheit und Wegmarkierung
- Beste Reisezeit für die Vicentina-Route
- Vicentina-Route: eine unvergessliche Natur- und Kulturerfahrung
Die Vicentina-Route ist eines der besten Wanderziele Europas. Ihre über 750 Kilometer zwischen dem Alentejo und der Algarve verbinden Steilküsten, wilde Strände und ländliche Dörfer, in denen die Zeit langsam vergeht. Wenn du eine authentische, flexible und naturnahe Erfahrung suchst, ist die Vicentina-Route der perfekte Ort, um zu wandern, abzuschalten und Schritt für Schritt den Südwesten Portugals zu entdecken.

San Vicente Kap
Was ist die Vicentina-Route und warum lohnt sie sich?
Südlich von Lissabon, wo der Atlantik an die Klippen schlägt und endlose Strände sanft umspült, verknüpft die Vicentina-Route Pfade, die nach Salz, Thymian und Kaminrauch duften. Mehr als ein Weg – sie ist ein Netz: etwa 750 Kilometer Pfade zwischen dem Alentejo und der Algarve, ideal zum Wandern oder Radfahren, im eigenen Tempo, ohne Eile und mit dem Ozean fast immer im Blick.
Hier gibt es keine gotischen Kathedralen oder Großstädte. Dafür aber weiß getünchte Dörfer mit blauen Türen, Hunde, die in der Sonne dösen, Cafés, in denen die Zeit in bicas und pastéis gemessen wird, und eine Küste, die mehrmals täglich ihre Stimmung ändert: Nebel, Wind, gleißende Sonne, Sonnenuntergänge, die die Klippen orange färben.
Die Vicentina-Route lohnt sich, weil sie:
- wilde Küstenlandschaften und ländliches Hinterland vereint – ganz ohne Themenpark-Feeling.
- gut ausgeschildert und auch für „normale“ Wanderer geeignet ist – nicht nur für Profis.
- durch Dörfer führt, in denen noch vom Fischfang, von Landwirtschaft und Viehzucht gelebt wird.
- flexibel ist: Du kannst zwei Tage, eine Woche oder mehrere Routen wie Legosteine miteinander verbinden.
Zwei Hauptwege strukturieren das Ganze: der Historische Weg, der ins ländliche Herz des Alentejo führt, und der Fischerpfad, der stets dem Meer folgt. Ergänzt wird das Netz durch eine Vielzahl an Rundwegen – ideal für Halb- oder Ganztageswanderungen.

Santiago do Cacém
Historischer Weg: das ländliche Hinterland des Alentejo
Der Historische Weg ist die ruhigere Seite der Vicentina-Route. Weniger Gischt, mehr Korkeichen; weniger Möwen, mehr Störche. Er verbindet Dörfer, die einst von der Landwirtschaft lebten und heute bunte Rucksäcke zwischen Korklagern und weiß getünchten Wänden vorbeiziehen sehen.
Es ist kein Weg, der an jedem Schritt spektakulär ist, sondern einer, der dich mit Ausdauer gewinnt: Weiden, Felder, ruhige Flüsse, alte Mühlen, abgelegene Höfe, Dörfer, in denen die Bar am Hauptplatz alles ist. Ideal, wenn du lieber lange wanderst, als alle zehn Minuten für ein Foto vom Meer anzuhalten.
Etappen des Historischen Weges
Die Route ist in mehrere Etappen unterteilt, die man individuell kombinieren kann. In der Praxis wird sie meist zwischen Santiago do Cacém und dem Cabo de São Vicente begangen, mit Dörfern, die wie aus einem portugiesischen Roman klingen: Cercal do Alentejo, Odemira, São Teotónio, Odeceixe, Aljezur, Vila do Bispo…
Die Etappen:
- liegen in der Regel zwischen 15 und 25 km,
- sind so ausgelegt, dass man pro Tag eine schafft – ohne zu hetzen,
- beginnen und enden fast immer in Orten mit einer Unterkunft und einer Bar oder einem Restaurant,
- verknüpfen sich an mehreren Stellen mit dem Fischerpfad – du kannst also bei Lust und Laune zur Küste „springen“.
Funktioniert sowohl als Mehrtagestour als auch für Wochenendausflüge: Wähle zwei Orte, schau dir die Etappe dazwischen an, und schon hast du deine Route.

Küste von São Teotónio
Landschaft und Schwierigkeitsgrad
Der Historische Weg ist kein Berglauf – aber auch kein Einkaufsbummel. Typischerweise wanderst du auf:
- Feldwegen durch Ackerland, Gemüsegärten und Viehweiden,
- Korkeichen- und Pinienwäldern, wo der Boden von Laub bedeckt ist und der Schatten wohltuend,
- sanften Tälern und Flussläufen mit kleinen Brücken, Mühlen und Holzstegen,
- ländlichen Gegenden mit Tieren, wo du dir den Pfad mit Kühen, Schafen und neugierigen Hunden teilst.
Was die Schwierigkeit betrifft:
- leichte Steigungen, geeignet für jeden, der gerne mehrere Stunden am Stück geht,
- insgesamt angenehmes und stabiles Gelände – außer bei matschigen Abschnitten nach Regen,
- der eigentliche „Gegner“ ist nicht der Anstieg, sondern die Hitze in heißen Monaten. Hut, Wasser und Sonnenschutz sind Pflicht.
Wenn du dich zum ersten Mal an mehrtägige Wanderungen heranwagen willst, ohne ein Athlet zu sein, ist der Historische Weg ein großartiger Einstieg.

Aljezur
Fischerpfad: Wandern entlang des Atlantiks
Dann gibt es den hyperaktiven Zwilling, der auf jedem Foto gut aussieht: den Fischerpfad. Ein Weg, der den Klippen folgt, Dünen auf- und absteigt, einsame Buchten überblickt und durch Fischerdörfer führt, in denen die Boote kopfüber ruhen.
Hier spielen das Meer und der Sand die Hauptrollen. Und das merkt man in den Beinen: Auf sandigem Boden zu gehen ist anstrengender, aber die Ausblicke machen das mehr als wett. Es ist eine Art Route, auf der man doppelt so lange braucht, weil man an jedem Aussichtspunkt, jeder verlassenen Bucht, jedem Felsen anhält, der wie aus einem Film aussieht.
Aktuelle Etappen des Fischerpfads
Der Fischerpfad verbindet kleine Küstenorte: Porto Covo, Vila Nova de Milfontes, Almograve, Zambujeira do Mar, Odeceixe, Arrifana, Carrapateira, Vila do Bispo, Sagres…
Das Konzept ist einfach:
- Etappen von 10 bis 22 km, immer in Meeresnähe,
- Start- und Zielorte mit Unterkünften und mindestens einem Restaurant,
- Mehrere Varianten und Schleifen ermöglichen flexible Streckenlängen.
Logistisch gesehen ist dieser Teil der Vicentina-Route besonders angenehm, wenn du gerne wanderst und am späten Nachmittag in einem Dorf mit Strand, Bar und Sonnenuntergang über dem Ozean ankommen möchtest. Man stellt sich leicht das Ende des Tages vor: Schuhe voller Sand, ein kaltes Bier, salzige Haare und das Gefühl, viele Stunden „draußen“ gewesen zu sein.

Fischerpfad
Schwierigkeit und Küstenlandschaft
Dieser Pfad ist anspruchsvoller als der Historische Weg – nicht wegen der Steigung, sondern wegen des Untergrunds:
- lange Abschnitte über Sand und Dünen, die Knöchel und Waden fordern,
- kurze, aber häufige Auf- und Abstiege durch Schluchten und Küstenvorsprünge,
- beinahe ständiger Wind – manchmal erfrischend, manchmal ermüdend.
Dafür gibt es Aussichten wie diese:
- Schwindelerregende Klippen, an denen die Wellen mit hypnotischer Regelmäßigkeit brechen,
- Endlose Strände, die sich plötzlich am Ende eines Abstiegs öffnen,
- Atlantikfarben: tiefblaues Meer, weiße Gischt, Küstenvegetation, rötliche oder goldene Klippen im Licht,
- Fischerdörfer, in denen die Wäsche in der Sonne trocknet und die Restaurants peixe fresco auf Tafeln ankündigen.
Wenn du maritime Landschaften liebst und kein Problem damit hast, mit müden Beinen ins Bett zu gehen, ist dies dein Weg.

Fischerpfad
Rundwege: Halbtages- und Tageswanderungen
Die Rundwege der Vicentina-Route sind ideale Schleifen für alle, die wandern möchten, ohne sich auf lange Etappen festzulegen. Sie ermöglichen es, Klippen, Ribeiras, Wälder und Aussichtspunkte zu erkunden, ohne sich um den Rücktransport kümmern zu müssen, und eignen sich perfekt für Kurztrips, feste Standorte oder Gruppen mit unterschiedlichen Wanderlevels. Es gibt Rundtouren, die Küste und Inland kombinieren, Flusspfade und Spaziergänge, die für einen halben Tag konzipiert sind. Viele enden in Dörfern, in denen sich der Tag entspannt auf einer Terrasse ausklingen lässt.
Wie kombiniert man sie mit den Hauptwegen?
Sie sind die perfekte Ergänzung zum Historischen Weg und zum Fischerpfad. Du kannst sie als Zusatztag nutzen, um ein Dorf besser kennenzulernen, als Plan B, wenn du eine Etappe früh beendest, oder als Plan A, wenn du lieber vom gleichen Ort aus losgehst, ohne das Gepäck zu bewegen.
Kann man die Vicentina-Route mit dem Fahrrad machen?
Ja – aber mit wichtigen Einschränkungen. Der Historische Weg und viele Routen im Landesinneren eignen sich gut für Mountainbike oder Gravelbike: Feldwege, ländliche Pfade, wenige technische Abschnitte. Der Fischerpfad hingegen ist zum Wandern gedacht. Die Abschnitte entlang der Klippen und Dünen sind empfindlich, schmal und vielerorts aus Sicherheits- und Naturschutzgründen für Fahrräder ungeeignet.
Wenn du radeln willst:
- Prüfe genau, welche Abschnitte für Fahrräder freigegeben sind.
- Wähle ein Fahrrad mit breiten, robusten Reifen.
- Passe die Distanzen an: Was zu Fuß eine Tagesetappe ist, kann mit dem Rad in kurzer Zeit bewältigt werden – so kannst du mehrere Abschnitte an einem Tag verbinden.
In jedem Fall bleibt der Charakter der Vicentina-Route eine Wanderroute. Das Fahrrad ist ein guter Begleiter im Hinterland, aber die Essenz der Küstenetappen erschließt sich am besten zu Fuß.

Es ist empfehlenswert, an das Radfahren gewöhnt zu sein und sich vor einer langen Tour vorzubereiten
Unterkunft, Transport und Service für Wanderer
Ein großer Vorteil der Vicentina-Route ist, dass sie nicht durch völlige Abgeschiedenheit führt. Dörfer und kleine Orte dienen als Stützpunkte, mit einem Service-Netz, das – obwohl nicht riesig – ausreicht, um komfortabel zu reisen.
Unterwegs findest du:
- Verschiedene Unterkunftsarten: Landhäuser, kleine familiengeführte Hotels, einfache Herbergen für Wanderer, einige Campingplätze. Keine riesigen Resorts, aber saubere Betten, heiße Duschen und kräftige Frühstücke.
- Restaurants und Cafés: Dorfkneipen mit Tagesmenüs, einfache Fischrestaurants am Hafen, Cafés, in denen das Leben um die Theke kreist. Ideal, um Energie mit Suppe, Fisch, Grillfleisch und Süßem zu tanken.
- Öffentliche Verkehrsmittel – begrenzt, aber nützlich: Busse, die die wichtigsten Orte verbinden, und Straßen, auf denen man sich notfalls ein Taxi rufen kann. Mit etwas Planung ist auch eine Reise ohne Auto möglich.
- Taxis und Gepäcktransporte: In vielen Orten gibt es Taxis und Firmen, die Rucksacktransporte zwischen Unterkünften anbieten. Ideal, wenn du leicht wandern möchtest und dein Gepäck separat reist.
Es empfiehlt sich, in der Hochsaison (Frühling und vor allem Sommer) frühzeitig Unterkünfte zu buchen und die Busfahrpläne zu prüfen, da diese nicht immer täglich oder häufig verkehren.
Gastronomie und lokale Kultur unterwegs
Ein Teil des Charmes der Vicentina-Route liegt am Tisch. Nach einem ganzen Tag Wandern schmeckt alles besser – aber die Qualität der Produkte macht hier den Unterschied:
- Aus dem Meer: Entenmuscheln (wenn vorhanden), gegrillte Sardinen, robalo (Wolfsbarsch), dourada (Goldbrasse), Tintenfisch, tagesfrischer Fisch direkt aus dem Hafen.
- Vom Land: kräftige Suppen, migas, Schweinefleischgerichte, chouriço, Käse aus dem Landesinneren und knuspriges Brot.
- Süßes: Mandelkuchen, Puddings und natürlich die allgegenwärtigen pastéis sowie weitere portugiesische Klassiker.
In den Dörfern verläuft das Leben noch wie früher: ältere Menschen sitzen vor der Tür, das Radio läuft, es gibt Leben auf dem Dorfplatz, und lokale Feste verbinden Messe, Musik und Essensstände. Die Route zeigt nicht nur Landschaften, sondern ist auch ein Fenster in ein Portugal, das ruhig und gelassen am Meer lebt.

Portugiesische Landschaft
Praktische Tipps zu Sicherheit und Wegmarkierung
Auch wenn die Vicentina-Route für den durchschnittlichen Wanderer gut vorbereitet ist, bleibt sie doch offene Natur. Der Atlantik kann launisch sein, und das Hinterland täuscht manchmal. Ein wenig gesunder Menschenverstand und Vorbereitung machen den Unterschied zwischen einer guten Anekdote und einem Schreckmoment.
Markierungen und Wegweiser
Unterwegs findest du:
- Farbmarkierungen an Pfosten und Steinen, mit zwei parallelen Streifen (meist weiß und eine Farbe), die den richtigen Weg anzeigen,
- X-Kreuze an Abzweigungen, denen man nicht folgen sollte,
- Richtungsschilder mit dem Namen der Route und oft der Entfernung zum nächsten Punkt.
Trotzdem gilt:
- Trage immer eine Karte oder GPX-Track auf dem Handy bei dir, mit genügend Akku,
- Verlasse dich nicht blind auf andere Wanderer: es gibt Varianten, Verbindungswege und Rundrouten, die verwirren können.
Verhaltensregeln unterwegs
Damit die Route für alle angenehm bleibt, befolge diese Tipps:
- Respektiere Privatbesitz und Weidetiere: Wenn du durch Weideflächen gehst, schließe Tore und Zäune wieder wie du sie vorgefunden hast.
- Gehe nicht näher als nötig an Steilküstenränder, besonders bei starkem Wind.
- Vermeide Abkürzungen über Dünen oder empfindliche Gebiete: Das ist nicht nur Sand, sondern ein sensibles Ökosystem.
- Trage ausreichend Wasser bei dir – Trinkbrunnen sind nicht immer vorhanden.
- Kleide dich in Schichten und denke an den Wind: An der Küste kann das die gefühlte Temperatur deutlich verändern.

Vicentina Küste
Beste Reisezeit für die Vicentina-Route
Der Kalender ist hier fast so wichtig wie die Wanderschuhe:
- Frühling (März–Mai): Für viele die beste Zeit. Grüne Landschaft, überall Blumen, milde Temperaturen, längere Tage. Es kann regnen, aber Licht und Kontraste sind spektakulär.
- Herbst (September–Oktober): Ebenfalls ideal. Die Sommerhitze lässt nach, das Meer ist noch warm, und das Licht am Nachmittag wird golden. Perfekt, wenn du den Sommertourismus vermeiden willst.
- Sommer: Der Ozean kühlt zwar, aber die Sonne ist gnadenlos – besonders auf Inland-Etappen. Wenn du nur im Sommer kannst, starte früh, meide die Mittagshitze und passe die Streckenlänge an.
- Winter: Weniger Menschen, melancholische Atmosphäre, kurze Tage. Das Wetter kann wechselhaft sein (Regen, Wind), aber dafür hast du die Route fast für dich allein.
Vicentina-Route: eine unvergessliche Natur- und Kulturerfahrung
Die Vicentina-Route ist kein Weg, um Checkpoints zu sammeln – sondern um sich vom Rhythmus der Landschaft und der Dörfer leiten zu lassen. An einem Tag gehst du durch Korkeichenwälder im stillen Hinterland, am nächsten schlagen die Wellen unter deinen Füßen, während du auf den Klippen wanderst.
Man muss nicht alle 750 Kilometer gehen, um das zu verstehen. Es reicht, ein paar Etappen zu verbinden, sich in einer Dorfkneipe mit staubigen oder sandigen Wanderschuhen hinzusetzen und dieses Gefühl aus Erschöpfung und innerer Ruhe zu spüren, das nur ein gut gegangener Weg schenkt. Und wenn du dann zu Hause bist, wird das Rauschen des Atlantiks noch eine Weile in deinem Kopf nachklingen. Und vielleicht denkst du – ganz ohne es zu merken – schon an das nächste Mal, wenn du den Zeichen der Vicentina-Route folgst, durchs Landesinnere oder direkt am Meer.









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